Von «faul» und antriebslos bis top engagiert…!

    Wie haben die Lehrer/innen während des Corona-Lockdowns ihr Image aufpoliert?

    Unterrichten ist anspruchsvoll. Besonders dann, wenn man als Lehrperson aus der eigenen Routine gerissen wird. Während des Corona-Lockdowns war sowohl in Basel-Stadt wie auch im Baselland zu beobachten, wie unterschiedlich die einzelnen Lehrkräfte mit der Situation umgingen.

    (Bild: PEXELS) Homeschooling und Digital-/Blended Learning – das war für viele Lehrpersonen eine grosse Motivation, für andere bedeutete es eine (zu) grosse Herausforderung.

    Es wurde viel geschrieben und berichtet über das grosse Engagement – oder eben den nicht erfolgten Einsatz beziehungsweise den Motivationsmangel – der Lehrerinnen und Lehrer in den obligatorischen Schulen während der Lockdown-Phase. Auffällig war innerhalb der beiden Basel bei den Lehrpersonen vor allem der enorme Unterschied bezüglich Anpassung an die neue Situation, die riesigen unterschiedlichen Vorkenntnisse in Sachen moderner, digitaler Unterrichtsformen und – was am meisten ärgerte – die enormen Diskrepanzen wenn es um das eigene Engagement ging. Man kann das Fazit in einem Satz zusammen fassen: Es gibt viele engagierte, aber leider diesbezüglich auch wirklich «faule» Lehrkräfte ohne Ambitionen. Diese hätten, wie viele ihrer Berufskolleginnen und -kollegen, das Beste aus der Situation machen und die Gelegenheit nutzen können, sich ins neue Zeitalter des Knowhow-Transfers zu katapultieren.

    Hohe Ansprüche an pädagogischen Fähigkeiten
    Ja, von den Lehrerinnen und Lehrern wird viel verlangt und man hat mit gutem Grund hohe Ansprüche an ihre pädagogischen Fähigkeiten. Es geht hierbei nicht nur um Fachwissen, Wissenstransfer-Skills oder auch generell dem pädagogisch-didaktischen Geschick. Gute Lehrkräfte zeichnen sich auch aus, indem sie einen gut rhythmisierten Unterricht mit Übungs- und Korrekturphasen einbauen und die Schülerinnen und Schüler individuell besser machen. Das ist im Präsenzunterricht schon eine Aufgabe. Im digitalen Klassenzimmer potenziert sich diese Herausforderung noch zusätzlich. Während der letzten Wochen und Monate zeigte sich deutlich: Die Spreu hat sich extrem deutlich vom Weizen getrennt.

    Kaum Bezug zu Digital und Blended Learning?
    Nur schon innerhalb der Kantonsgrenzen waren die Unterschiede enorm: Da gab es Klassen auf Sekundarschulstufe, die von sehr engagierten und motivierten Lehrpersonen durch die Homeschooling-Wochen begleitet wurden. Mit gut strukturiertem digitalen Unterricht und sattelfest im Umgang mit Digital und Blended Learning. Interaktion und Abwechslung wurde garantiert, genau so wie der eigentliche Wissenstransfer. Alles gut strukturiert mit Stundenplanung und klaren Aufgaben und Richtlinien. Aber es gab auch anderes: Lehrpersonen, die sich wochenlang kaum meldeten, lose Aufgaben verteilten, unstrukturiert verfuhren und sich in Schutzbehauptungen («wir wurden kalt erwischt von der Situation» oder «Niemand hat uns auf den digitalen Unterricht vorbereitet») verfingen, als es darum ging, warum man so wenig höre von ihnen und sie nach dem Grund gefragt wurden, wieso der Unterricht qualitativ und qualitativ so dürftig ausfalle. Der Redaktion sind mehrere Fälle von sehr positiven Beispielen wie auch von absolutem Versagen bekannt. In Einzelfällen wurde sogar offenbart, wie Schulleiter/innen in ihren Rückmeldungen auf Mails und Telefonate erstaunter Eltern auf kommunikativer und inhaltlicher Ebene komplett versagten.

    Gestiegene Anwendungskompetenz vs. «Digitales Nirvana»
    Tatsache ist: Viele waren generell suboptimal auf die Pandemie vorbereitet. Und all die damit verbundenen Herausforderungen. Dass viele nach eigenem Gutdünken angesichts einer fehlenden Strategie quasi querfeldein eigene Systeme praktizierten, wurde schnell erkannt. Aber immerhin, die Anwendungskompetenz ist bei vielen gestiegen und mancheine/r im Lehrkörper ist geradezu über sich selbst hinaus gewachsen. Manche jedoch, sind «Digitale Dinosaurier» geblieben.

    (Bild: Bildarchiv BS) Hat man im Erziehungsdepartement etwas verschlafen? Tatsache ist: Viele Schulen waren generell suboptimal auf die Pandemie vorbereitet. Und mit all den damit verbundenen Herausforderungen.

    Vorbildliche Umsetzung in der Erwachsenenbildung
    Vorgemacht wie es geht haben es Weiterbildungsinstitute – speziell die Fachhochschulen und Höheren Fachschulen und bei den Universitäten. Auch in der Erwachsenenbildung hat man die Gelegenheit als Chance gesehen und beim Schopf gepackt. Wir haben an dieser Stelle schon berichtet, über die erfolgreichen Umsetzungen bei der TEKO Basel (www.teko.ch) und bei der Lernwerkstatt Olten (www.lernwerkstatt.ch). Weil diese Weiterbildungsinstitute sich darauf vorbereitet hatten und die Zeichen der Zeit schon vor Ausbruch der Pandemie erkannten. Ausserdem waren der Wille und die Motivation vorhanden, ab Tag 1 der vom Bund verordneten Umsetzung der Corona-Massnahmen sofort weiter effizient und im Sinne der Schüler/innen und Studentinnen und Studenten zu funktionieren. So sagt beispielsweise der CEO der Lernwerkstatt Olten, Daniel Herzog: «Soziale Nähe kommt im virtuellen Klassenzimmer zwar etwas zu kurz, und gewisse Inhalte können nur schlecht vermittelt und trainiert werden. Die Technologien werden sicher aber rasant weiterentwickeln. Vorübergehend werden wir uns mit Virtual Reality-Brillen noch wirklichkeitsnaher im Bildungsumfeld bewegen. Und neue Technologien werden in Kürze weitere ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Der Mensch lebt zwar von der Begegnung und von sozialen Kontakten. Mittelfristig werden wir uns aber vermehrt in Blended Learnings Settings bewegen. Langfristig wird die Präsenzveranstaltung wegen der neuen Technologien als Alternative wahr genommen. Auch wenn der praxisnahe Präsenzunterricht enorm wichtig bleiben wird.»

    Präsenzunterricht bleibt wichtig, in Kombination mit den neuen Möglichkeiten
    Der analoge Unterricht bleibt, das sagen auch alle Brancheninsider, also unersetzbar. Matchentscheidend für den Lernerfolg sei, so zeigen einige Studien, nicht nur die technische Ausrüstung einer Schule, sondern die Lehrer-Schüler-Beziehung. Die Interaktion zwischen den Menschen sei zentral. Die aufbauenden Rückmeldungen an Schüler, die dialogische Begleitung im Lernprozess ist und bleibt elementar. Daniel Herzog betont hierbei in einem viel beachteten Text auf www.bildungsblog.ch: «Die Möglichkeiten der Digitalisierung öffnen Chancen für neue Methoden, die immer noch nahe am ursprünglichen Lernen des Menschen sind. Es werden auch laufend mehr spielerische Lernsettings und Applikationen entwickelt, die Teilnehmende in den Bann ziehen und entdeckendes Lernen ermöglichen.»

    JoW

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