Korsetts – edel und bunt geschnürt Auserlesene Modelle ab der Belle Époque

    Um das Korsett ranken sich zahlreiche Mythen. Gut vier Jahrhunderte lang galt es als Mittel der Inszenierung weiblicher Schönheit und Verführung. Noch nie hat ein Kleidungsstück so viel Sehnsüchte, Gerüchte und Fantasien geweckt und so viele Künstler inspiriert.

    (Bild: Nuits de Satin) Die aktuelle Sonderausstellung im Spielzeug Welten Museum in Basel zeigt verschiedenste Korsett-Kreationen

    In der Ausstellung «Korsetts – edel und bunt geschnürt» werden rund 60 Korsetts aus der Zeit von 1775 bis um 1925 zu sehen sein, darunter einzigartige, massgeschneiderte und exklusive Modelle aus Seidensatin oder Baumwolle in kräftigen Farben mit wunderschönen Stickereien. Diese Korsetts der Sammlung Nuits de Satin aus Paris sind fast alle ungetragen und neuwertig und geben einen realistischen Einblick, wie prächtig und aufwendig diese Kleidungsstücke waren.

    Korsetts hatten verschiedene Formen, Stile und Masse, abhängig von den Trends und den kreativen Fähigkeiten der Designer und Korsetthersteller. Aber das Korsett blieb immer die Schlüsselunterwäsche des 19. Jahrhunderts. Die schlanke Taille, in Europa eine uralte Tradition, wurde durch die Werbung und die Fotografie noch weiter betont. Frauen aus allen Klassen wurden ermutigt, ihre Taille zusammenzudrücken – manchmal jenseits aller Vernunft, so dass sie ihr Leben dafür riskierten. Die Ärzteschaft verurteilte dies zutiefst, aber ohne Erfolg. Es war unmöglich, diese Mode abzuwehren – besonders, da sie die Frauen verherrlichte.

    Das Korsett diente den Frauen über die gesamte Modegeschichte dazu, ihre Weiblichkeit und ihre Schönheit diskret zu betonen oder glamourös in Szene zu setzen. Daran hat sich auch im 20. und 21. Jahrhundert nichts geändert. Denn ab den 1990er Jahren wurde das Korsett wieder salonfähig. Vorbilder in der Musikszene und der Modewelt ebneten den Weg für seine breitere Verwendung. Beata Sievi ist die einzige auf Massanfertigung hochwertiger, exklusiver Couture-Korsetts spezialisierte Corsetière in der Schweiz. Ihre Korsetts zeichnen sich nicht nur durch ein originelles Design, sondern auch durch kostbare Materialien, eine optimale Passform und durch perfekte Verarbeitung aus. Die Modelle in der Ausstellung zeigen, dass ein Korsett durchaus auch mit einer Jeans oder einem Hosenanzug getragen werden kann. Das Korsett von heute ist ein Kleidungsstück für die mutige Frau, die sich nicht scheut, sich und ihren Körper zu inszenieren.

    (Bild: Patricia Krummacher) Das vergängliche Korsett «Buxus» von Patricia Krummacher.

    Auch angesagte Designer wie Úna Burke haben das Korsett für sich entdeckt. In der Ausstellung ist ein Lederkorsett im avantgardistischen Designstil zu sehen. Kein Wunder, dass die Marke Úna Burke Leather eine so starke Berühmtheit entwickelt hat und von Showgrössen wie Rihanna, Lady Gaga oder Madonna geschätzt wird.

    Die kurzlebigen Korsettkreationen von Patricia Krummacher eröffnen eine neue Dimension des Themas. Aus Weidenmaterial, Moos, Laub und Blüten entstehen verträumte und kurzlebige Objekte. Vergänglich wie Jugend und Schönheit.

    Diese Sonderausstellung ist einzigartig und wird in dieser Form nur in Basel zu sehen sein.

    Beata Sievi – ein Leben für Liebe und Schönheit
    Beata Sievi ist die exklusivste Korsett-Designerin der Schweiz. Nach zwanzig Jahren leidenschaftlicher Auseinandersetzung mit der Modegeschichte und dem Korsett als einem ihrer interessantesten Gegenstände befindet sich Frau Beata Sievi in der Abschlussphase ihrer Karriere und widmet sich vor allem dem Fachunterricht. Somit ist die Ausstellung auch eine Retrospektive ihres Schaffens. Die Kollektion umfasst 45 hochwertige, handgefertigte Korsetts. Beata Sievi, im polnischen Danzig geboren, absolvierte in Warschau ein Psychologiestudium. Nachdem die Liebe sie in die Schweiz geführt hatte, fasste sie den Entschluss, sich dem kunsthandwerklichen Bereich zu widmen. Ihr Traum, sinnliche Kleider und fantasievolle Kostüme professionell anzufertigen, führte sie ans Theater am Neumarkt in Zürich. Dort absolvierte sie eine dreijährige Berufslehre als Damenschneiderin. Danach setzte sich Beata Sievi intensiv mit dem traditionellen Korsett-Handwerk auseinander. 1999 wagte sie den Schritt in die Selbständigkeit und eröffnete das Atelier entre nous für Korsetts und Dessous in Winterthur. Während sie in der Formgebung des Korsetts den historischen Vorgaben treu blieb, interessierte sich sie sich im Design stets für die Individualität der Trägerin und deren persönliche Geschichte.

    (Bild: Beata Sievi Bildarchiv) Das Korsett «Art Nouveau» der Schweizer Corset Artistin Beata Sievi

    Durch mehrere Ausstellungen kam es zur Zusammenarbeit mit interessierten Kunden und Künstlern, woraus zahlreiche weitere fantasievolle Kreationen entstanden. Luxuriöse Materialien und deren perfekte Verarbeitung waren für Beata Sievi immer wichtig und ermöglichten es ihr, ihren Kundinnen eine unwiderstehliche Aura von Eleganz und weiblichem Selbstbewusstsein zu verleihen.

    In den letzten Jahren reduzierte Beata Sievi die öffentlichen Auftritte, da sie den Wunsch verspürte, sich noch intensiver der handwerklichen Tätigkeit zu widmen und ihre Schnitt-Technik zu vervollkommnen.

    Vergängliche Kreationen aus dem Atelier Patricia Krummacher
    In der Sonderausstellung werden einige äusserst ausgefallene Korsett-Kreationen von Frau Patricia Krummacher gezeigt: unerwartet elegant anmutende, visuelle Botschaften aus atemberaubenden, rauen, rohen und als unbedeutend wahrgenommenen Naturmaterialien. Diese relativ kurzlebigen Objekte eröffnen einen ganz neuen Blick auf das Korsett und die verwendeten Materialien, denen wir oftmals keine grosse Beachtung schenken, da sie unscheinbar wirken. Diese Naturgebilde sollen zum Träumen, Verweilen und Geniessen einladen.

    (Bildlinks: Nuits de Satin / Bild rechts: Glint) Ein Korsett aus Seidensatin von Nuits de Satin (links) und das Korsett «Lace Cutout Hip Corset» aus Leder von Úna Burke Leather

    Dies motivierte Patricia Krummacher auch zu diesen unglaublichen Werken. Nach einem Betriebswirtschaftsstudium in der Schweiz und in Grossbritannien sowie einer erfolgreichen beruflichen Karriere wuchs der Wunsch, kreativ tätig zu werden. In früher Kindheit und in der Jugend schuf sie bereits begeisternde und abstrakte Gemälde und Collagen. Sie ging zurück zu diesen Wurzeln und schlug einen neuen gestalterischen Weg ein. Im Jahr 2013 gründete sie ihr eigenes Atelier und absolvierte eine Ausbildung in Floristik. Die Werke von Patricia Krummacher sind alles Unikate und entstehen mit grosser Leidenschaft für Naturmaterialien in ihrer reinsten Form. Neunzig Prozent der verwendeten Materialien stammen aus der Region, was bei Fund oder Erwerb den unglaublichen Reichtum unserer Gegend vor Augen führt.

    pd / swmb


    Facts & Figures

    Spielzeug Welten Museum Basel
    Steinenvorstadt 1, 4051 Basel

    Öffnungszeiten Museum: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr

    Ristorante La Sosta und Boutique täglich von 9.30 bis 18 Uhr

    Für das Spielzeug Welten Museum Basel sind der Schweizer Museumspass und der Museums-PASS gültig.

    Eintritt: 7.– Franken / 5.– Franken / Kinder bis 16 Jahre haben freien Eintritt und nur in Begleitung Erwachsener.

    Kein Zuschlag für die Sonderausstellung. Das Gebäude ist rollstuhlgängig.

    www.swmb.museum

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